Der 9. Niedersächsische Präventionstag fand am 18.09.2013 in der Universität Hildesheim unter dem Motto "Gemeinsam für ein sicheres Zuhause" statt. Der diesjährige Veranstaltungspartner war das Landeskriminalamt Niedersachsen. Bei der Vorbereitung der Veranstaltung wurde der LPR zudem von der Polizei Hildesheim, dem Präventionsrat Hildesheim sowie der Stadt Hildesheim unterstützt.
Die Vorsitzende des LPR, Prof. Ute Haas, eröffnete die Veranstaltung, begrüßte die Teilnehmenden und dankte insbesondere den Kooperationspartnern für ihre Unterstützung.
Kurt Machens, Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim, schloss mit seiner Begrüßung an und verwies auf die vielfältige Präventionslandschaft in Hildesheim.
Wolfgang Scheibel, Staatssekretär im Nds. Justizministerium, stellte heraus, dass die derzeitige Entwicklung im Bereich des Wohnungseinbruchs bedenklich sei und lobte vor diesem Hintergrund das Engagement der kommunalen Präventionsräte zum Thema "Sicheres Zuhause".
Uwe Kolmey, Präsident des Landeskriminalamt Niedersachsen unterstrich die Forderung der LPR-Vorsitzenden Haas nach einer gesetzlichen Verankerung des Einbruchschutzes. Er betonte daneben die Bedeutung professioneller Netzwerke und guter Nachbarschaften, damit Täter sich erst gar nicht das Haus oder die Wohnung als lohnendes Objekt aussuchen. Der Vortrag von Herrn Präsidenten Kolmey befindet sich rechts im Downloadbereich.
Der Vortrag von Dr. Tillmann Bartsch, Leiter der aktuellen Studie zum Wohnungseinbruchsdiebstahl im Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen, gab den rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in die Situation der Betroffenen von Wohnungseinbrüchen. Herr Dr. Bartsch stellte zudem aktuelle Zahlen zur bundesweiten Entwicklung des Wohnungseinbruchsdiebstahl, differenziert nach Regionen vor. Den Vortrag von Dr. Bartsch finden Sie rechts im Downloadbereich.
Während der anschließenden Mittagspause konnten sich die Fachleute an den rund 30 Ständen in der Ausstellung über Fragen rund um das Thema "Sicheres Zuhause" informieren.
Die Ergebnisse der insgesamt 8 Workshops am Nachmittag wurden im Abschlussplenum unter der Frage resümiert, welche Konsequenzen für die kommunale Präventionsarbeit zu ziehen seien.
Inhalte/Ergebnisse der Workshops:
a) Zu Hause fühlt man sich sicher... oder? Befunde aus Bevölkerungsbefragungen in Niedersachsen und anderswo.
Hartmut Pfeiffer, LKA Niedersachsen, Kriminologische Forschungsstelle
Der Workshop geht der Frage nach, inwieweit sich die Einwohner Niedersachsens in ihrem Haus/ihrer Wohnung sowie im direkten Umfeld sicher vor Kriminalität fühlen. Herangezogen für diese Bewertung werden Daten der niedersächsischen Dunkelfeldstudie für 2012 sowie Daten aus regionalen Studien. Die niedersächsischen Befunde werden verglichen mit Erkenntnissen aus anderen nationalen und internationalen Studien. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, inwieweit Opfererlebnisse das Sicherheitsgefühl beeinträchtigen, welche regionalen und individuellen Unterschiede es hinsichtlich des wohnungsbezogenen Sicherheitsgefühls gibt und welche Vorkehrungen gegen wohnungsbezogene Kriminalität getroffen werden.
b) Zuhause sicher - Wieviel Technik ist nötig?
Rita Salgmann, Landeskriminalamt Niedersachsen, Zentralstelle Gewalt, Eigentum, Prävention und Jugendsachen
Schlösser, Tür- und Fensterbeschläge, Scheinwerfer, Zäune, Mauern, Videoüberwachung, Überfall- und Einbruchmeldeanlage - Wievel Technik ist nötig, um sicher zu wohnen? Im Workshop soll der Frage nachgegangen werden, ob es noch weitere Kriterien gibt, die für Sicherheit im häuslichen Umfeld sorgen können und wie die einzelnen Aspekte wirksam verknüpft werden können.
c) Sicherheit im Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum
Dr. Holger Floeting, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin
In jeder Stadt gibt es Orte, die in der öffentlichen Wahrnehmung unabhängig von der statistisch erfassten Lage als eher „sicher“ oder eher „unsicher“ gelten. Die Gründe, warum Orte von allen oder von einzelnen Bevölkerungsgruppen als „sicher“ oder „unsicher“ wahrgenommen werden, sind seit langem Gegenstand der (kriminologischen) Stadtforschung zur subjektiven und objektiven Sicherheit. Genannt werden häufig innerstädtische Orte. Zu den „Hotspots“ für unsicherer oder sicherer gewordene Orte zählen gerade Stadträume wie öffentliche Plätze, Bahnhöfe, Busbahnhöfe und Einzelhandelsbereiche, an denen trotz vorhandener Regelungen für Bürgerinnen und Bürger die Zuständigkeiten für Ordnung und Sicherheit nicht immer eindeutig zuordenbar sind und nicht immer klar ist, wessen Regeln am jeweiligen Ort gelten. Im Workshop sollen Erfahrungen aus deutschen Kommunen zum Umgang mit Sicherheit im öffentlichen Raum und an der Schnittstelle zwischen öffentlich und privat vorgestellt und diskutiert werden.
d) Ein Qualitätssiegel für Sicheres Wohnen in Niedersachsen
Dirk Behrmann, LKA Niedersachsen, Zentralstelle Gewalt, Eigentum, Prävention und Jugendsachen
Gibt es Kriterien für sicheres Wohnen? Spätestens wenn in der Nachbarschaft etwas passiert ist oder man selber Opfer einer Straftat geworden ist, stellt sich die Frage, wie sicher das eigene Zuhause ist. Richtig kombiniert sorgen Stadtplanung, Architektur und Kriminalprävention für mehr Sicherheit. Unter Federführung des Niedersächsischen Sozialministeriums wurde in einer Sicherheitspartnerschaft im Städtebau ein Qualitätssiegel für sicheres Wohnen entwickelt. Neben technischen, objektiven Sicherheitsvorkehrungen werden auch Aspekte einbezogen, die die subjektive, gefühlte Sicherheitslage betreffen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Förderung von funktionierenden Nachbarschaften, die Gestaltung und Sauberkeit von Innen- und Außenanlagen und die Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen und Nahverkehrsmitteln. Erfahren Sie, welche Kriterien ein sicheres Wohnumfeld ausmachen und wie Wohnobjekte in Städten und Gemeinden, die eine hohe Lebensqualität aufweisen und aktiv an einem positiven Umfeld arbeiten, mit einem Qualitätssiegel für sicheres Wohnen ausgezeichnet werden können.
e) Gute Nachbarschaft als Garant für mehr Sicherheit?
Dr. Anke Schröder, LKA Niedersachsen, Kriminologische Forschungsstelle
Die Bedeutung gut funktionierender Nachbarschaften ist nicht neu. Sei es im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus, auf dem freien Mietmarkt oder bei der Entscheidung für ein Eigenheim. Eine gute Nachbarschaft ist ein Garant für Lebensqualität. Nicht funktionierende Nachbarschaften hingegen beeinträchtigen das Wohlbefinden der Bewohnerschaft erheblich. Gute Nachbarschaften kann man sich in der Regel also nicht aussuchen – oder doch etwas dafür tun! Dass die Auswahl von Nachbarschaften aktuell an Bedeutung gewinnt, wird am steigenden Bedarf von Baugemeinschaften, am regen Zulauf von Wohngenossenschaften oder auch im Bereich des Mitspracherechts im Mietwohnungsbau deutlich. Innerhalb des Workshops wird die Bedeutung guter Nachbarschaft als Bestandteil von mehr Sicherheit aufgegriffen. Es wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss eine funktionierende Nachbarschaft auch auf das Sicherheitsempfinden jedes Einzelnen haben kann. Anhand unterschiedlicher Modelle werden gute Nachbarschaften in kontextbezogenen Beispielen aufgezeigt und der Frage nachgegangen, unter welchen Umständen sich diese entwickeln konnten.
f) Betrug an der Haustür: Wie ältere Menschen zu Hause abgezockt werden
Henning Hartig, LKA Niedersachsen, Zentralstelle Wirtschaftskriminalität
Im Rahmen des Workshops sollen die einzelnen Phänomene / Modi Operandi zum o.a. Thema „Betrug an der Haustür: Wie ältere Menschen zu Hause abgezockt werden“ dargestellt und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern lebendig vermittelt werden. Hierbei wird gezielt auf die Betrugsmaschen bzw. Trickdiebstähle eingegangen, von denen vornehmlich ältere Menschen zu Hause betroffen sind. Anhand von Fallzahlen und Schadensummen soll ein Überblick über die Entwicklung der Phänomene und deren Relevanz gegeben werden. Als Schwerpunkte werden hier der sogenannte „Enkeltrick“ bzw. „Schockanruf“ und neuere bzw. aktuelle Deliktsarten thematisiert. Die Besonderheiten der einzelnen Delikte insbesondere auch die Problematiken der Strafverfolgung sollen dabei vermittelt werden. U.a. werden die Aspekte angesprochen, die verdeutlichen, warum gezielt ältere Menschen hiervon betroffen sind. Damit einhergehend ist beabsichtigt, die Möglichkeiten und auch Grenzen von präventiven Maßnahmen aufzuzeigen und diesbezüglich zur Diskussion anzuregen.
g) Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen im häuslichen Kontext
Sandra Kotlenga, Zoom - Gesellschaft für prospektive Entwicklungen e.V., Göttingen
Im Workshop geht es um Gewalterfahrungen älterer Menschen, die in ihrer Häuslichkeit gepflegt werden. In einem etwa 40-minütigen Vortrag werden Ergebnisse einer Interviewstudie vorgestellt, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Projekts „Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen“ durchgeführt wurde. Grundlage der präsentierten Befunde sind schriftliche Befragungen von pflegenden Angehörigen und ambulanten Pflegekräften sowie in erster Linie 178 Einzelinterviews und 4 Gruppengespräche mit an häuslichen Pflegearrangements beteiligten Personen (Pflegebedürftigen, ambulanten Pflegekräften, pflegenden Familienmitgliedern) aus den Jahren 2005 und 2006. Das Projekt wurde unter Federführung von Prof. Thomas Görgen, jetzt Deutsche Hochschule der Polizei, damals Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) zusammen mit Zoom e.V. durchgeführt.
Im Workshop werden zentrale Alltagserfahrungen im Kontext häuslicher Pflege und Pflegebedürftigkeit dargestellt, grundlegende Erscheinungsformen der Misshandlung und Vernachlässigung älterer Pflegebedürftiger vorgestellt, Risikofaktoren genannt und verschiedene Falltypen präsentiert.
Vorgesehen sind im Weiteren 25-30 Minuten für die gemeinsame Diskussion.
h) Rechtsextremismus in der Erziehung und Kindeswohlgefährdung
Lisa Hempel, Geschäftsstelle des Landespräventionsrates Niedersachsen