Datum: | 18.09.2023, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr |
Veranstaltungsort: | Akademie des Sports, Hannover |
Teilnahmegebühr: | Die Teilnahmegebühr beträgt 35,00 Euro |
Vor fünf Jahren trat das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt – die sog. Istanbul-Konvention (I-K) - in Deutschland in Kraft. Die I-K verpflichtet die Vertragsstaaten, die Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt diskriminierungsfrei sicherzustellen. Der im Oktober 2022 veröffentlichte sog. GREVIO-Bericht, der evaluiert hat, wie Deutschland die Vorgaben der Istanbul-Konvention bereits umgesetzt hat und wo weiter Handlungsbedarf besteht, hat gezeigt: Insbesondere für Gruppen wie Frauen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte, mit Behinderungen, diversen geschlechtlichen Identitäten oder in Wohnungslosigkeit, ist der in der Konvention verankerte Zugang zu Prävention, Schutz, Beratung und Recht noch nicht ausreichend.
Der Fokus der Fachtagung „Betrifft: Häusliche Gewalt“ lag daher in diesem Jahr auf der Frage, wie wir Schutzlücken für vulnerable Gruppen im Kontext der Istanbul-Konvention entgegenwirken können, wie Unterstützungsangebote für Gewaltbetroffene und ihre Kinder niedrigschwellig und diskriminierungsfrei umgesetzt werden können und was es hierfür braucht.
Begrüßung
Prof. Dr. Ute Ingrid Haas
Vorstandsvorsitzende des Landespräventionsrats Niedersachsen
Grußwort
Julia Willie Hamburg
Niedersächsische Kultusministerin
Fachvortrag „Muster und Dynamiken von Gewalt in Paarbeziehungen
Was heißt das für den Schutz und die Unterstützung besonders vulnerabler Gruppen?“ -
Prof. Dr. Barbara Kavemann
Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen Freiburg
Fachvortrag „Intersektionale Perspektiven auf häusliche Gewalt: Sorgeverpflichtung und Migrationsfolgen als Beispiele besonderer Vulnerabilität“
Prof. Dr. Sarah Elsuni
University of Applied Sciences Frankfurt am Main
Begleitend während der Mittagspause:
Digitale Ausstellung „Empowering Connections: Solidarity in Safe Spaces - Creative Commons Fotopool gegen Gewalt an Frauen“ im Toto-Lotto-Saal
Kleiner Markt der Möglichkeiten im Gilde-Foyer
Yvonne Brivio, SeWo – Selbsthilfe für Wohnungslose e.V. und Gudrun Hermann-Glöde, Diakonisches Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen e. V.
Auf Grund der Prävalenz von Gewalterfahrungen von Frauen im Wohnungsnotfall kommt dem Ausbau des Gewaltschutzes bei der Ausgestaltung notwendiger Hilfsangebote eine besondere Bedeutung zu, denn Schutz und Unterstützung können nur wirksam sein, wenn sie für besonders vulnerable Zielgruppen faktisch und verlässlich zugänglich sind. Anhand von Daten der Einrichtungen aus Niedersachsen sowie der Daten der erstmals erstellten Bundesstatistik Wohnungslosigkeit versuchen wir eine Situationsbeschreibung und richten einen Blick auf die Leerstellen.
Juliane Kremberg, Frauenhauskoordinierung e.V.
In der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe begegnen Fachkräften immer wieder Kinder und Jugendliche, die zuhause Gewalt zwischen den Eltern miterleben. Das Portal richtet sich an alle Fachkräfte, Fachberater*innen, Ehrenamtliche und Kooperationspartner*innen, die in Kontakt mit betroffenen Kindern stehen. Die Website versammelt Materialien, Methoden und Ansätze für die Praxis und gibt Informationen, wie Betroffene kindersensibel, traumainformiert und ressourcenorientiert begleitet, geschützt und beteiligt werden können. Juliane Kremberg, Referentin für Kinder im Frauenhaus bei Frauenhauskoordinierung e.V., stellt das Portal sowie Anwendungsbeispiele der digitalen Materialsammlung vor. Das Portal wurde ermöglicht durch die Förderung des BMFSFJ im Rahmen des Bundesinnovationsprogramms „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen.“.
Prof. Dr. Tillmann Bartsch und Nora Labarta Greven, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
Der Workshop widmet sich dem derzeit vieldiskutierten Thema Femizid. Zu Beginn soll der Frage nachgegangen werden, was man unter einem Femizid überhaupt versteht und welche empirischen Befunde zu diesem Phänomen bislang vorliegen. Sodann soll ein aktuelles Forschungsprojekt, das sich aus rechtlicher und empirischer Warte mit Femiziden beschäftigt, vorgestellt und mit den Teilnehmer*innen diskutiert werden.
Ceyda Keskin, bff Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe
In diesem Workshop erhalten die Teilnehmenden einen ersten Einblick in die Ziele, Inhalte, Methodik und Evaluation von Herzsprung.
Melissa Depping, Queeres Netzwerk Niedersachsen e.V.
Häusliche Gewalt in queeren Beziehungen ist nahezu unsichtbar. Denn Gewalt im sozialen Nahumfeld ist häufig mit einer klaren Rollenverteilung verbunden, die auf heteronormativen Annahmen beruht. Aber auch LSBTIQ* (lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und queere Personen) erleben in ihren familiären und Paarbeziehungen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse.
Marion Winterholler und Karin Wieners, S.I.G.N.A.L. e. V.
Schwangerschaft und Geburt sind Lebensphasen, in denen viele Frauen erstmals oder in eskalierender Form Gewalt durch den Partner erleben. Die gesundheitlichen Folgen für Mutter und für Kind können immens sein. Ausgehend von Erfahrungen des Runden Tischs Berlin – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt möchten wir uns im Forum mit folgenden Fragen befassen: Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es in der Schwangerenversorgung (Gynäkologie, Hebammen, Beratungsstellen)? Wie lässt sich dieser (gesundheitliche) Versorgungsbereich in die Intervention einbeziehen? Und welche Vorgaben formuliert z.B. die Istanbul-Konvention dazu?
Eva Lutter, Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge Niedersachen e.V.
Beratung zu dritt bringt für Beratende und Sprachmittler*innen einige Besonderheiten mit sich. Im Workshop werden Rahmenbedingungen, Regeln, Tipps und Vorteile dieses besonderen Beratungssettings vorgestellt. Sollte es der zeitliche Rahmen erlauben, können die Teilnehmenden ein paar der vermittelten Inhalte anhand von einer Übung ausprobieren.
Dr. Idah Nabateregga, Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. und Dagmar Freudenberg, Staatsanwältin i.R.
Frauen und Kinder stellen bei Häuslicher Gewalt die größte Gruppe besonders vulnerabler Betroffener. Täterarbeit in standardisierten Programmen hilft nicht nur bei der Intervention, sondern auch perspektivisch in der Prävention und dient der vom Europarat eingeforderten Umsetzung der Istanbul-Konvention. Frühzeitige Einbindung in die Interventionskette im Wege des proaktiven Ansatzes soll bundesweit bessere Ergebnisse der nachhaltigen Bekämofung häuslicher Gewalt sicherstellen.
Giséle Pinck, RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung
Herzsprung ist ein Programm zur Förderung der Beziehungskompetenzen und eines respektvollen und gewaltfreien Umgangs in Paarbeziehungen für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Das Programm wird seit 2018 in Schulklassen in der Schweiz durchgeführt, hat bisher rund 15'000 Jugendliche erreicht und wurde 2018-2020 erfolgreich evaluiert. Ab 2024 plant der Landespräventionsrat in Kooperation mit der Landesstelle Jugendschutz die Pilotierung des Programms in Niedersachsen.
Gemeinsamer Abschluss
Moderation Andrea Frenzel-Heiduk
Nds. Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung
Tagesmoderation Ninia LaGrande, Autorin und Moderatiorin
Landespräventionsrat Niedersachsen
Akademie des Sports, Ferdinand-Wilhelm-Fricke Weg 10, 30169 Hannover, Anfahrt unter www.akademie.lsb-niedersachsen.de